Die grössten Herausforderungen für die BFI-Landschaft bis 2035

Pascale Vonmont und Marco Vencato benennen die drei grössten Herausforderungen aus ihrer Perspektive – in einem Beitrag zum 60-Jahre-Jubiläum des SWR.

Die Gebert Rüf Stiftung sieht drei zentrale Herausforderungen für die BFI-Landschaft der Schweiz:

Zusammenspiel von Stabilität und Agilität im BFI-System optimieren

Die Innovationskraft der Schweiz hängt von einer engeren Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Institutionen und privaten Partnern ab. Public Private Partnerships bündeln Ressourcen, schaffen Synergien und treiben Innovation voran. Die Kombination aus Stabilität und Agilität ist entscheidend: Während grosse BFI-Akteure («Tanker») für Kontinuität sorgen, können agile Förderstiftungen («Schnellboote») flexibel und rasch auf neue Themen reagieren. Die Herausforderung besteht darin, diese Balance in der Praxis so auszugestalten, dass das Schweizer Innovationsökosystem insgesamt dynamischer wird.

Innovation und Unternehmertum frühzeitig fördern

Innovationsgeist und unternehmerisches Denken entstehen bereits in jungen Jahren. Kreatives Austesten von Lösungen und produktives Scheitern sollten früh gefördert werden, denn Innovation erfordert eine offene Fehlerkultur. Programme wie «my Idea» «EntrepreneurSkills» oder «Young Enterprise Switzerland» sind gut mit dem Stiftungsprogramm «Idea Kick» verlinkt: Die bewährte Förderkette hilft hier, junge Talente an den Mittel- und Berufsschulen früh zu entdecken, zu vernetzen und auch finanziell zu unterstützen. Doch ein unternehmerisches Mindset muss noch breiter und früher vermittelt werden. An den Primarschulen gibt es bislang kaum systematische Programme, die Unternehmertum und Innovationsförderung in den Unterricht integrieren. Die Zukunft der Innovationskraft der Schweiz hängt entscheidend davon ab, dass junge Menschen von Beginn an lernen, eigenständig zu denken, kreative Lösungen zu entwickeln und mutig neue Wege zu beschreiten.

Brückenschlag zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik stärken

Im BFI-System besteht ein Ungleichgewicht zwischen Wissensproduktion und -kommunikation. Wissenschaftskommunikation muss als integraler Teil der Wertschöpfungskette verankert werden – von der Forschung über Innovation bis zur Vermittlung wissenschaftlicher Denkweisen. Nur wenn das Wissenschaftssystem möglichst viele Menschen auf dieser Wertschöpfungskette mitnimmt, kann die Schweiz ihre wichtigsten Ressourcen – Bildung, Forschung und Innovation – langfristig sichern.

Die zunehmende Fragmentierung der Gesellschaft in wissenschaftsferne oder gar -ablehnende Filterblasen gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wissenschaftskommunikation muss als Daueraufgabe begriffen werden, die es ermöglicht, die breite Bevölkerung und die politischen Entscheidungsträger zu erreichen. Es braucht gezielte Engagements für neue Kommunikationsformate und eine langfristige Förderstrategie. Die BFI-Botschaft bietet den geeigneten Rahmen, um Wissenschaftskommunikation als transversalen Förderbereich zu etablieren und mit den nötigen Ressourcen auszustatten.

Pascale Vonmont ist Direktorin der Gebert Rüf Stiftung. Die Gebert Rüf Stiftung setzt sich aktiv für die genannten Ziele ein, um den BFI-Standort Schweiz zukunftsfähig zu machen.

 

Marco Vencato, Stv. Direktor der Gebert Rüf Stiftung.