Die grössten Herausforderungen für die BFI-Landschaft bis 2035

Silvia Steiner benennt die drei grössten Herausforderungen aus ihrer Perspektive – in einem Beitrag zum 60-Jahre-Jubiläum des SWR.

Schweiz/EU

Eine der grössten Herausforderungen im Bereich Bildung, Forschung und Innovation ist die internationale Zusammenarbeit in politisch unsicheren Zeiten – insbesondere mit der EU. Die Situation hat sich zwar zum Glück gerade etwas stabilisiert. Die Schweiz ist per 1. Januar 2025 wieder an das Horizon-Paket assoziiert. Auch ist es uns gelungen, neue Forschungsnetzwerke aufzubauen, zum Beispiel im Bereich der Weltraumforschung mit dem «Space Hub» in Dübendorf im Kanton Zürich. Kürzlich wurde bekannt, dass das Weltraum-Unternehmen Starlab Space plant, sich dort anzusiedeln. Das Unternehmen will in ein paar Jahren seine eigene Raumstation ins All schicken.

Politische Arbeit ist gefragter denn je. Wir müssen am Ball bleiben. In der Schweiz stehen wegweisende Entscheide zum Thema Bilaterale Verträge mit der EU an. Es muss uns gelingen, der Bevölkerung die Vorzüge der Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn aufzuzeigen.

Fachkräftemangel

Ein Problem, zu deren Lösung die Bildung viel beitragen kann, ist der Fachkräftemangel. Es fehlen in unserem Land Handwerkerinnen, Ingenieure, Forscher, Köchinnen, Pflegefachkräfte, Lehrpersonen und Informatikerinnen. Gleichzeitig wollen Politikerinnen und Politiker landauf und landab den Gürtel enger schnallen. Das widerspiegelt sich auch in der aktuellen BFI-Botschaft des Bundes, die im Bereich Bildung weniger Geld ausgeben will. Dies ist nicht zielführend, wenn der Bund gleichzeitig etwas gegen den Fachkräftemangel tun will. Denn die Grundlage von Wirtschaftswachstum ist Innovation und dafür braucht es gut ausgebildete Menschen.

Wir sind in vielen Bereichen daran, gegen den Fachkräftemangel anzukämpfen – zum Beispiel in der Medizin, wo viele Hausärztinnen und Hausärzte fehlen. Die Universität Zürich erarbeitet gerade einen Vorschlag für die Politik, wie die Zahl der Medizinstudierenden erhöht werden könnte. Dies bei gleichbleibend hoher Qualität des Medizinstudiums.

Zusammenarbeit

Eine grosse Herausforderung im Bereich der Bildung liegt in der politischen Struktur unseres Landes begründet. Bildung ist in der Schweiz föderalistisch organisiert. In keinem Politikbereich ist die Zusammenarbeit deshalb ausgeprägter. Das verlangt von uns, im ständigen Austausch zu sein und uns gegenseitig immer wieder abzusprechen. Ich bin überzeugt, dass wir im Schweizer Bildungssystem auch darum so erfolgreich sind, weil wir mit unterschiedlichen Zuständigkeiten unterwegs sind.

Bei den Ausgaben für Bildung und Forschung beträgt das Verhältnis Kantone–Bund etwa 80:20. Dieses Finanzierungsmodell zeigt klar: Die Zuständigkeit für das Bildungswesen liegt grossmehrheitlich bei den Kantonen. Der Bund muss aber seine gesetzlichen Verpflichtungen wahrnehmen und seinen Anteil an der Finanzierung des Bildungswesens leisten. Nur gemeinsam können wir die Bildung unseres Landes tragen und weiterentwickeln.

Silvia Steiner ist Co-Vizepräsidentin der Schweizerischen Hochschulkonferenz und Bildungsdirektorin des Kantons Zürich.