Die grössten Herausforderungen für die BFI-Landschaft bis 2035
Rudolf Minsch benennt die drei grössten Herausforderungen aus seiner Perspektive – in einem Beitrag zum 60-Jahre-Jubiläum des SWR.
Duale Bildung stärken
Das Schweizer Bildungssystem ist hervorragend, insbesondere wegen der starken dualen Ausbildung. Über 60 % aller Jugendlichen beginnen nach der obligatorischen Schule eine Lehre. Der frühe Einstieg ins Arbeitsleben ist eine ausgezeichnete Grundlage für die künftige berufliche Karriere und fördert sowohl die Persönlichkeitsentwicklung als auch die Lernmotivation. Zudem sind Menschen, die früh in den Kontakt mit der Arbeitswelt kommen, nachweislich innovativer. Über die Berufsmaturität ist der Zugang zu den Hochschulen offen, sodass keine Ausbildung in einer Sackgasse endet. Trotzdem drängen viele Eltern ihre Kinder, den gymnasialen Weg einzuschlagen. Die Quote hat sich auf 23 % eines Jahrganges erhöht – Tendenz steigend. Die schleichende Erhöhung der gymnasialen und auch der Fachmaturitätsquote geht zulasten der beruflichen Grundbildung. Schulisch begabte Jugendliche fehlen in den anspruchsvollen Lehren, und die gesellschaftliche Stellung der Berufslehre wird geschwächt. Darüber hinaus führt diese Entwicklung zu höheren Bildungskosten, da Berufslehre mit weniger Kosten pro Kopf auskommt. Wir müssen sicherstellen, dass die duale Bildung auch künftig attraktiv bleibt.
Exzellenz bewahren
Dank den herausragenden und international renommierten ETHs fördert die Schweiz Talente im Inland und zieht High-Potentials aus dem Ausland an. Die Schweiz profitiert von der exzellenten Forschung und der erstklassigen Ausbildung, die der ETH-Bereich bietet. Als Leuchtturm motivieren sie die kantonalen Universitäten zu immer besseren Leistungen. Die starke Forschung und die ausgezeichnete Ausbildung machen die Schweiz zur Innovationsweltmeisterin. Um global führend in der Innovationsfähigkeit zu bleiben, muss das Wissen an den Hochschulen international wettbewerbsfähig bleiben. Der ETH-Bereich muss daher weiterhin autonom agieren können und mit ausreichenden Mitteln ausgestattet sein.
Prioritäten setzen und die Zukunft gestalten
Das Konzept der Hochschulen ist seit Hunderten von Jahren weitgehend gleichgeblieben. Immer mehr Forschungs- und Lehrgebiete kamen hinzu, nur wenige wurden aufgegeben. Aufgrund des technologischen Fortschritts verändert sich die Welt immer schneller. Wissen ist jederzeit verfügbar und rasch überholt. Problemlösungen werden komplexer und erfordern Teamarbeit. Diese Umwälzungen betreffen auch den Arbeitsmarkt und unterstreichen die Notwendigkeit lebenslangen Lernens. Die Hochschulen müssen dazu Antworten finden.
Angesichts der sich abzeichnenden knapper werdenden öffentlichen Mittel müssen die Hochschulen diese effizienter einsetzen und eine noch intensivere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft vorantreiben. Die richtigen Prioritäten zu setzen bedeutet erstens, auf liebgewonnene, aber überholte Inhalte und Studienrichtungen zu verzichten. Zweitens können durch Kooperationen zwischen gewissen Studiengängen Kosten eingespart werden. Schliesslich müssen die Hochschulen das wachsende Studierendenaufkommen lenken und die im Arbeitsmarkt gefragten Studienrichtungen stärken.
