Disruption by re-positioning
Die inzwischen ermüdende Weisheit, dass kein Schatten ohne Licht und keine Wirkung ohne Nebenwirkung ist, letztere hauptsächlich bei Pillen und Kräutern, könnte zu einem formidablen Geschäftsmodell werden.
Aspirin® macht es vor. Seit fast 120 Jahren auf dem Markt, verdankt Aspirin® einer sehr langen Beobachtungszeit seine Repositionierung. Es wirkt nicht nur gegen Schmerzen und Fieber, sondern schützt in anderer Darreichungsform und Dosis auch vor Herzinfarkt. Um einen solchen Befund abzusichern und eine Nebenwirkung zur neuen Hauptwirkung zu erklären, brauchte es viele Daten über die „Nebenwirkung“ cardioprotektiv, die an einer vergleichsweise kleinen Population von Patienten über lange Zeit ermittelt wurden. Wir reden hier über die Zeit nach dem 2.Weltkrieg bis in die 80er-Jahre. Von websites, facebook, twitter und sms war damals noch lange nichts zu sehen und zu hören.
Die Welt hat sich drastisch verändert. Fast unmittelbar lassen sich heute weltweit Daten zu einer bestimmten Arzneimittelwirkung erheben, weil andauernd Millionen von Internet usern darüber berichten. In sms, blogs, chats, auf ihrer website, in ihrer mail. Parallel dazu geben die user ihren lifestyle bekannt. In instagram, tinder und facebook, über ihre Kreditkarten, die Zugang zu Fitnesstempeln und Clubs gewähren, mit denen sie ihren Weinhändler zahlen, das Ticket für die Strassenbahn und den Leihwagen und alles identifizieren, was sie beim discounter auf den self-check-out legen.
Und alles wird mitgeschrieben. Nicht überall auf der Welt sind die Daten geschützt. Was uns im Gegenzug ermöglicht, eine gigantisch grosse Kohorte zu befragen, sie zu kategorisieren und Schlüsse über „Nebenwirkungen“ zu ziehen. Der Rest ist Datenbankarbeit, ein bisschen Labor, das man kontraktieren kann, um danach eine neue biologische Zielfunktion für das „alte Molekül“ zu finden. Die „Galenik“, jene uralte Tradition der Arzneiformung, verpasst dem Wirkstoff ein neues Kleid und ein neues Vehikel, mit dem man ihn auf sein neues Ziel loslassen kann. Zum Guten für die Patienten und zum Guten für die Firma. Ist diese Firma noch ein internationales Grossunternehmen oder eher ein Club junger Intellektueller mit einer Top-IT Ausstattung?
Ich übertreibe, aber nicht viel.
Etwa gleichzeitig mit dem Schreiben dieses „posts“ erhalten wir folgende Anfrage von Vivek Wadhwa, Professor des Carnegie Mellon University’s College of Engineering und Autor; dieser hielt letzten November anlässlich der Plenarsitzung des SWIR via Skype einen Vortrag aus der Bay Area zum Thema „How technology will help solve grand challenges and disrupt industries“. Er schreibt: „We know that technology will reduce the costs of nearly all of our material needs and is already doing so, rather quickly. But we became troubled by personal observations and observations of friends. We noticed that rather than us using technology to become happier and healthier, technology seemed to actually be telling us what to do and inducing us to make choices that may have scratched an immediate itch but at the cost of our longer-term well-being. We felt that technology was reducing our ability to choose and that the forces arrayed against the user to alter their behavior – the smartest PhDs, the latest AI algorithms, the ability to personalize offerings down to the zip code and even the household – was an unfair arrangement.
So we decided to write our next book on this topic: „Your Happiness Was Hacked“ takes a balanced look at how technology has pulled us in and absorbed more and more of our lives by tapping into deep-set evolutionary and psychological features of the human brain and using those to grab our attention.
But rather than just write another book bashing technology and warning about its evils, we wanted to be part of the solution rather than just complainers. We both realize we are not going to give away our smart phones and renounce our email accounts. But we do believe there must be a healthier way to interact with technology – and a healthier way for technology companies to develop technology. So the last section of the book will cover strategies to make technology healthier for us all.”
Für sachdienliche Hinweise zu derartigen Lösungen ist der Autor dankbar…