Daran arbeitet der Schweizerische Wissenschaftsrat: Ausblick auf die erste Jahreshälfte 2022

Was macht eigentlich der Schweizerische Wissenschaftsrat? Diese Frage wird in diesem Blogbeitrag beantwortet. Wir gewähren Einblick in laufende Projekte, die im ersten Halbjahr 2022 zum Abschluss gebracht werden. Dazu gehören die Evaluation des Schweizerischen Nationalfonds, die Studie zum schweizerischen Postdoc-System sowie die Untersuchung zur Akzeptanz der Covid-19-Massnahmen in der Schweiz.

Auch im neuen Jahr werden für den SWR die vier Themenbereiche des Arbeitsprogramms 2020–2023 im Vordergrund seiner Aktivitäten stehen:

  • Lehren aus der Covid-19-Pandemie
  • Bildung, Forschung und Innovation in einer digitalen Gesellschaft
  • Angemessene Grösse und Organisation des schweizerischen Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystems
  • Mandate (u.a. Gesamtevaluation Schweizerischen Nationalfonds)
    Der Rat hat diese Themen in den letzten Monaten intensiv bearbeitet. Die entsprechenden Projekte werden in der Folge kurz vorgestellt.

Lehren aus der Covid-19-Pandemie
Der SWR hat im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie die Frage gestellt, welche Wissenschaftspolitik nötig ist, damit die Schweiz Unerwartetes bewältigen kann. Als zentrale Herausforderung identifizierte der SWR die Akzeptanz der von den Behörden beschlossenen Massnahmen zur Krisenprävention und Krisenbewältigung. Um die Breite und die Tiefe des Themas besser zu verstehen, ersuchte der SWR in einem dreiteiligen Workshop, der im August 2021 stattgefunden hat, Fachleute und Stakeholder um ihre Erkenntnisse. Die Diskussionen konzentrierten sich auf die Bedeutung des Föderalismus sowie die Kommunikation zwischen Behörden, Zivilgesellschaft und Wissenschaft.
Die Ergebnisse des Workshops werden von der Arbeitsgruppe des SWR zur Zeit ausgewertet. Ein Bericht soll Mitte 2022 erscheinen.

Angemessene Grösse und Organisation des schweizerischen Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystems
Der SWR hat sich entschieden, hier zunächst auf die Effizienz und Qualität des schweizerischen Postdoc-Systems zu fokussieren. Es handelt sich dabei um ein momentan auch in der Öffentlichkeit breit diskutiertes Thema. Hauptziel des Projekts ist es, erstmals den Bestand der Postdoktorandinnen und -doktoranden quantitativ zu dokumentieren sowie die soziodemografischen und beruflichen Merkmale zu erfassen. Zusätzlich zu dieser Bestandesaufnahme hat die zuständige Arbeitsgruppe drei Workshops mit ehemaligen und gegenwärtigen Postdocs konzipiert. Diese Veranstaltungen dienen der Überprüfung und Einordnung der quantitativen Ergebnisse und liefern zudem Hinweise auf die persönlichen Motive und Herausforderungen von Nachwuchsforschenden.
Ein entsprechender Bericht mit einer Reihe von Empfehlungen soll im ersten Halbjahr 2022 erscheinen.

Bildung, Forschung und Innovation in einer digitalen Gesellschaft
Der SWR hat sich in diesem Themenbereich mit der Reform der gymnasialen Maturität befasst und dabei insbesondere die Rolle der Digitalisierung beleuchtet. Der Rat hat dazu Prof. Dr. Michael Geiss von der pädagogischen Hochschule Zürich mit einem Expertenbericht beauftragt. Diese Expertise hat der SWR aus seiner Perspektive ergänzt und im November 2021 eine Publikation mit Empfehlungen an die Verantwortlichen der Kantone und des Bundes veröffentlicht. Im Zuge der Arbeiten hat sich der SWR zudem im Rahmen der internen Konsultation der Maturitätsreform geäussert. 2022 wird die Arbeitsgruppe neue Projekte zu Bildung, Forschung und Innovation in einer digitalen Gesellschaft prüfen.

Gesamtevaluation des Schweizerischen Nationalfonds (SNF)
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI hat den SWR be-auftragt, den Schweizerischen Nationalfonds einer institutionellen Gesamtevaluation zu unterziehen. Der Fokus der Evaluation liegt auf dem Förderportfolio des SNF, der Funktion und Wirkung der Förderpolitik des SNF im schweizerischen BFI-System sowie auf den zentralen Förderinstrumenten des SNF und deren Weiterentwicklung. Die Hauptbestandteile der Evaluation bilden der Basisbericht des SNF (Selbstevaluation), vier Studien des SWR zu unterschiedlichen Fragestellungen des SBFI-Mandates, der Bericht eines internationalen Expertenpanels und die Rückmeldungen eines Sounding Board aus Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft und Gesellschaft. Der SWR wird dem SBFI bis zum 30. Juni 2022 einen Zwischenbericht vorlegen und bis zum 30. September 2022 einen Schlussbericht mit Handlungsempfehlungen übermitteln.

Kritische Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen Politikberatung in der Schweizer Bundesverwaltung und Politik (Exekutive)
Ziel dieser kritischen Bestandsaufnahme ist es, das Angebot der bestehenden wissenschaftlichen Politikberatung im Bund zu beschreiben und Empfehlungen zu formulieren, damit Politik, Verwaltung und Wissenschaft auf künftige Krisensituationen bestmöglich vorbereitet sind und wissenschaftliche Expertise in Krisen sachgerecht und effizient genutzt werden kann. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf die wissenschaftlichen Beratungsstrukturen der Schweizer Bundespolitik. Dazu gehören ausserparlamentarische Kommissionen, Ressortforschungseinheiten der Bundesverwaltung, Ad-hoc-Expertengremien, private Anbietende von Forschungsleistungen so-wie die Covid-19-Science Task Force. Die Studie wird von Céline Mavrot (Universität Lausanne), Caspar Hirschi (Universität St. Gallen) und Fritz Sager (Universität Bern) verfasst. Die Resultate sollen in laufende Diskussionen der BFI-Partner und der Bundeskanzlei einfliessen. Eine Veröffentlichung ist für den Herbst geplant.

Der Schweizerische Wissenschaftsrat SWR freut sich auf seine Arbeit im neuen Jahr und wünscht Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, nachträglich ein erfolgreiches 2022!